Eine Anleihe ist ein börsengehandeltes, festverzinsliches Wertpapier mit bestimmten Konditionen (Laufzeit, Höhe der Zinszahlungen usw.). Benötigen Staaten, Unternehmen oder Organisationen Kapital, können sie sich dies durch die Ausgabe von Anleihen am Kapitalmarkt beschaffen. Dazu wird die Anleihe über die Börse an Investoren verkauft.
Der Kurs einer Anleihe wird in Prozent angegeben. Normalerweise wird eine Anleihe zu 100% ausgegeben und am Ende der Laufzeit auch zu 100% zurückgezahlt.
Beispiel 1
Anlegerin Frau X investiert 1.000 Euro in eine Anleihe der Bundesrepublik Deutschland. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 10 Jahren, einen jährlichen Kupon von 1% und lautet auf Euro. Ausgabe und Rücknahme erfolgen zu 100%. Hält Frau X die Anleihe bis zur Fälligkeit, ergibt sich folgender Zahlungsfluss:
Der Vorteil des Börsenhandels liegt darin, dass die Anleihe jederzeit verkauft werden kann. Frau X bleibt also liquide und ist nach dem Kauf nicht dazu verpflichtet, die Anleihe bis zum Rückzahlungstermin (Fälligkeit) zu halten.
Beim Börsenhandel kommt nun der Kurs der Anleihe mit ins Spiel: Wie bei Aktien bildet sich auch bei Anleihen der aktuelle Kurs aus Angebot und Nachfrage. Käufer einer Anleihe wollen das Papier möglichst günstig erwerben und Verkäufer möchten einen möglichst hohen Preis erzielen. Das Handelssystem der Börse ist sehr transparent. Der aktuelle Kurs ist jeweils der Preis, zu dem die höchsten Umsätze mit dem Wertpapier erzielt werden.
Da unterschiedliche Anleihen mit ähnlichen Konditionen leicht vergleichbar und austauschbar sind, reagieren die Kurse sehr genau auf Veränderungen des Zinsniveaus am Markt. Das hat entsprechende Auswirkungen auf bereits laufende Anleihen.
Hier gilt die Regel: Steigt das Zinsniveau am Markt, fallen die Kurse von Anleihen (als Ausgleich zu den höheren Renditen neuer Anleihen). Fallen demgegenüber die Zinsen am Kapitalmarkt, steigen die Kurse von Anleihen (als Ausgleich zu den nun niedrigeren Renditen neuer Anleihen).
WICHTIG: Wie stark der Kurs einer Anleihe auf Zinsveränderungen reagiert, hängt von ihrer Restlaufzeit ab.
Je länger die Restlaufzeit bis zur Fälligkeit, desto stärker die Kursveränderungen nach unten oder oben!
Die etwas verwirrende Logik wird am nächsten Beispiel deutlich:
Beispiel 2
Unsere Anlegerin Frau X hält ihre Anleihe für ein Jahr. Während dieser Zeit ist das Zinsniveau gesunken und neue Anleihen mit 9 Jahren Laufzeit (auch die Anleihe von Frau X hat noch 9 Jahre bis zur Fälligkeit) bieten nur noch eine Rendite von 4 %. Folge: Die Anleihe von Frau X steigt im Kurs, denn diese bietet eine höhere Zinszahlung von jährlich 5 % (was sie entsprechend wertvoller macht). Rechnerisch steigt der Kurs der Anleihe durch das gesunkene Zinsniveau von 100 % auf 107,4 %. Den ursprünglich investierten 1.000 Euro von Frau X steht jetzt ein Wert von 1.074 Euro gegenüber. Zu diesem Preis kann sie aktuell verkaufen oder die Anleihe behalten.
Bei einem Verkauf kann sie sich über einen Gesamtertrag von 124 Euro bzw. ein Plus von 12,4 % freuen. Dieser Ertrag setzt sich aus 74 Euro Kursgewinn und 50 Euro Zinsen zusammen.
Weitere Überlegung
- Hätte Frau X ursprünglich eine identische Anleihe mit nur 5 Jahren Laufzeit erworben, fiele ihr Kursgewinn durch die Zinsänderung geringer aus. Bei einem Verkauf nach einem Jahr, profitiert der Käufer lediglich nur noch 4 Jahre statt 9 Jahre vom höheren 5%-igen Zinskoupon. Dem entsprechend ist er nur bereit die Anleihe zu einem geringeren Kurs zu erwerben.
Rechnerisch steigt der Kurs dieser Anleihe auf lediglich 103,6 %. Mit dem Verkauf ihrer ursprünglich 5-jährigen Anleihe würde Frau X nach einem Jahr einen Gesamtertrag von 86 Euro oder 8,6 % erzielen (zusammengesetzt aus 36 Euro Kursgewinn und 50 Euro Zinsen).
- Anleihe mit einer Laufzeit von einem Jahr:
Hätte Frau X in eine Anleihe mit nur einjähriger Laufzeit investiert, würde sie am Ende ihr eingesetztes Kapital (100 %) sowie eine Zinszahlung von 5 % erhalten. Einen zusätzlicher Kursgewinn gibt es in diesem Fall nicht.
Steigt das Zinsniveau im Zeitverlauf, beispielsweise von fünf auf sechs Prozent, fallen die Anleihenkurse. Das Ausmaß hängt wie in den vorherigen Beispielen von der Restlaufzeit der Anleihen ab. Je länger die Restlaufzeit, desto stärker die eintretenden Kursverluste.
Anlageergebnisse (Zins plus Kursveränderung) von Anleihen mit unterschiedlichen Restlaufzeiten nach einem Jahr Haltedauer und einer Änderung des Marktzinsniveaus (Ursprung bei Kauf 5 %). Alle Anleihen wurden zum Kurs von 100 % erworben und bieten einen 5 % Zinskoupon. Quelle: eigene Berechnungen
Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe ist, desto stärker reagiert sie auf ein fallendes (positiv, blau) oder ein steigendes (negativ, gelb) Zinsniveau. In einem Umfeld steigender Zinsen setzt man deshalb auf kurzlaufende Anleihen. Mit ihnen generiert man laufende Zinseinnahmen, ohne starke Kursverluste zu riskieren.
Erwartet man dagegen ein eher gleichbleibendes bis fallendes Zinsniveau, sind Anleihen mit längeren Laufzeiten sinnvoll. Sie bieten in der Regel eine höhere laufende Verzinsung. Diese kann man sich so auf Jahre hinaus sichern, oder durch einen Verkauf vor Endfälligkeit zusätzliche Kursgewinne realisieren. Bei attraktiven Marktzinsen bieten langlaufende Anleihen damit zwei wesentliche Vorteile gegenüber einer vergleichbaren Festgeldanlage: Die Flexibilität jederzeit auszusteigen und die Chance auf zusätzliche Kursgewinne!
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