Wachsender Energiehunger bietet Chancen
Das Jahr 2024 brachte erhebliche Bewegung in die Rohstoff- und Energiemärkte. Während geopolitische Unsicherheiten wie der Ukraine-Krieg, Spannungen im Nahen Osten und der unklare Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen den Goldpreis in die Höhe trieben, litt der Ölmarkt unter Nachfragerückgang und fallenden Preisen. Die OPEC senkte mehrfach ihre Nachfrageprognosen, zuletzt im Dezember 2024.
Analysten erwarten für 2025 nun aber eine Erholung der Rohstoffpreise, gestützt durch eine verbesserte globale Konjunktur und fallende Zinsen. Diese Trendumkehr war auch bereits im letzten Quartal 2024 zu spüren. Allerdings warnten Experten, dass ein schneller Anstieg der Nachfrage die Produktionskapazitäten der Rohstoffhersteller überfordern könnte, da diese oft zeitverzögert reagieren. So könnten die Ölpreise in 2025 immer wieder hohe Preisspitzen erreichen. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert ebenfalls ein stärkeres Wachstum der Energienachfrage für 2025, getrieben durch optimistische Wirtschaftsaussichten der Industrienationen. Die kommenden Monate könnten somit sowohl für Investoren als auch für Produzenten eine entscheidende Phase darstellen, in der die Balance zwischen Angebot und Nachfrage über die Entwicklung der Energiemärkte bestimmen wird.
Entscheidend wird hier auch die Entwicklung der erneuerbaren Energieträger sein. Strom aus Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft und Biomasse spielt gerade in den großen Industrienationen eine immer größere Rolle. Diese Entwicklung wird durch mehrere zentrale Faktoren vorangetrieben: eine wachsende globale Weltwirtschaft, das zunehmende Bewusstsein für den Klimawandel, die Notwendigkeit besserer Luftqualität in Schwellenländern sowie den Wunsch vieler Länder, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas zu reduzieren. Besonders entscheidend ist jedoch die Wirtschaftlichkeit, da erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie im Vergleich zu fossilen Brennstoffen immer günstiger werden.
Dabei ist China inzwischen weltweit das Land mit der höchsten Kapazität und Produktion erneuerbarer Energien. Allein 64 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Solar- und Windenergieparks werden von Chinesen gebaut – also fast doppelt so viele wie alle anderen Länder der Welt zusammen. Inzwischen machen erneuerbare Energien schon etwa 35 Prozent des Energiemix aus. Diese Zahl mag im Vergleich zu den etwas unter 50 Prozent in Europa (Deutschland liegt mit ca. 52 Prozent über dem Schnitt) zwar vergleichsweise klein wirken, liegt aber deutlich über den USA, wo nur etwas mehr als 20 Prozent der produzierten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.
Schaut man auf Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, hat sich die Marktbewertung in den letzten Jahren stark verändert – von Unterbewertung über Euphorie hin zu einer Phase des Pessimismus. Trotz eines aktuell günstigen Marktumfelds und prognostiziertem überdurchschnittlichen Gewinnwachstum zeigte sich der Markt im letzten Jahr zurückhaltend gegenüber Unternehmen aus dem Segment der nachhaltigen Energieerzeugung. Ein steigender Energiebedarf könnte aber genau wie bei fossilen Energieträgern die Aktienkurse wieder beflügeln. Laut dem Think-Tank „Energy Transition Commission“ könnte sich der globale Strombedarf bis 2050 verdreifachen, da die Elektrifizierung zunimmt und die Schwellenländer ein stärkeres Wirtschaftswachstum verzeichnen.
Den Hunger nach mehr Energie werden neben dem globalen Wirtschaftswachstum aber auch technologische Entwicklungen befeuern. Dazu gehören etwa Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing: Das Training und der Betrieb großer KI-Modelle wie GPT oder Deep-Learning-Netzwerke erfordern enorme Rechenkapazitäten. Schon heute benötigen KI-Modelle Millionen von GPUs und Prozessoren, die in energieintensiven Rechenzentren betrieben werden. OpenAI schätzt, dass die Rechenleistung für KI-Modelle in den letzten Jahren exponentiell gestiegen ist (alle 3-4 Monate verdoppelt sich der Bedarf). Künftige Entwicklungen wie autonome Systeme oder allgemeine KI werden diese Nachfrage noch verstärken.
Auch die wachsende Nachfrage nach Cloud-Diensten spielt bei der Energieversorgung eine immer größere Rolle. Unternehmen und Privatpersonen verlagern immer mehr Daten und Prozesse in die Cloud. Die Verarbeitung, Speicherung und Analyse dieser Daten in Echtzeit erfordert eine immense Rechenleistung. Große Anbieter wie AWS, Microsoft Azure oder Google Cloud betreiben dafür riesige Rechenzentren, die 24 Stunden am Tag laufen und konstant gekühlt werden müssen. Effizienzsteigerungen durch Technologien wie effizientere Prozessoren oder optimierte Algorithmen werden zwar helfen, können den wachsenden Bedarf jedoch nur begrenzt abfedern.
Die wachsende Energienachfrage bietet aber nicht nur Chancen für die Energieproduzenten, sondern rücken auch das Thema Energieinfrastruktur in den Fokus – diese muss deutlich „intelligenter“ werden. Denn die Energiesysteme der Zukunft werden von einer Vielzahl an Erzeugern gespeist, die von kleinen Dach-Photovoltaikanlagen bis hin zu großen Wind- und Solarparks reichen. Gleichzeitig müssen Stromnetze und Speichertechnologien enger miteinander verknüpft werden, um die Schwankungen bei der Solar- und Windenergieproduktion auszugleichen. Zudem werden Stromnetze zunehmend bidirektional, da immer mehr Nutzer nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch erzeugen. Elektrofahrzeuge können dabei als Pufferspeicher dienen, indem sie sich automatisch aufladen, wenn Strom günstig ist, und Energie ins Netz zurückspeisen, wenn die Nachfrage steigt.
Die Modernisierung der Stromnetze bietet vielfältige Investitionsmöglichkeiten in verschiedensten Bereichen. Versorgungsunternehmen, die als Eigentümer und Betreiber der Netze agieren, können Anlegern langfristig stabile, regulierte und inflationsgebundene Renditen bieten. Der steigende Stromverbrauch und die Integration erneuerbarer Energien erfordern den kontinuierlichen Ausbau der Netzkapazitäten, um eine zuverlässige Versorgung sicherzustellen. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Materialien und Komponenten, da die Länge des weltweiten Stromnetzes bis 2050 verdoppelt werden muss, um die Klimaziele zu erreichen. Veraltete Infrastruktur, insbesondere in Europa und den USA, muss ersetzt werden und neue regionale Netze sollen Gebiete mit hoher erneuerbarer Energieproduktion mit Verbrauchszentren verbinden. Dieser Ausbau der Infrastruktur und Technologien bildet die Grundlage für eine nachhaltige und zukunftssichere Energieversorgung.
Fazit: Der wachsende globale Energiebedarf, angetrieben durch technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, Elektromobilität und Cloud-Computing, wird die Nachfrage weiter steigern. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, immer dringlicher, insbesondere in Zeiten geopolitischer Unsicherheit und dem Ausbau der erneuerbaren Energie. Diese Dynamik schafft langfristige Investitionsmöglichkeiten bei den Energieproduzenten sowie in die Energieinfrastruktur. Die kommenden Jahre könnten somit für die Branche und Anleger gleichermaßen von entscheidender Bedeutung sein.
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Copyright / Quelle / Zuerst erschienen bei: www.netfonds.de
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